Wanderfalken und Uhus - dynamische Populationen und Populationsdynamik im Südwesten
Die Wiederbesiedlung Baden‐Württembergs durch Wanderfalken, Uhus und Kolkraben in den
letzten fünf Jahrzehnten
Weltweit brachen im Zeitraum 1950 bis 1975 die Populationen der Wanderfalken großflächig, schnell
und dramatisch zusammen. Um 1972 war der Wanderfalke in Baden‐Württemberg und besonders
auch im Schwarzwald vor allem durch den Einsatz des Pestizids DDT fast ausgestorben. Bereits zuvor
waren durch die rigorose menschliche Verfolgung die anderen beiden großen Felsbrüter, Uhu und
Kolkrabe, landesweit ausgerottet.
Durch die intensiven Schutzmaßnahmen der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) ab
1965 und dem DDT‐Verbot 1972 konnten sich die Wanderfalken wieder erfolgreich ausbreiten. Von
diesen Maßnahmen profitierten auch die anderen beiden Arten und zeitversetzt zum Anstieg der
Wanderfalkenpopulation etablierten sich durch natürliche Einwanderung und Ausbreitung auch
wieder Uhus und Raben in nahezu allen Landesteilen. Für die Felsbrüter erwiesen sich insbesondere
die Hochlagen und Talschluchten des Schwarzwalds ebenso wie die Felsgebiete der Schwäbischen Alb
als wesentliche Refugien von überregionaler Bedeutung, in denen sich der Bestand konsolidieren
und von denen ausgehend ab den 1980er Jahre die Rückeroberung des Südwestens erfolgen
konnte.
Diese Wiederbesiedlung des Landes Baden‐Württemberg mit Wanderfalken, Uhus und Kolkraben
nach deren Bestandstiefs des 20. Jahrhunderts ist eine Erfolgsgeschichte des ehrenamtlichen
Naturschutzes und ein Musterbeispiel für ein äußerst erfolgreiches und nachhaltiges citizien science‐
Projekt. Die Bestandsentwicklung und Verbreitung der felsbrütenden Arten in Baden‐Württemberg
wurden für den Zeitraum 1965‐2023 dargestellt und diskutiert, aber auch die aktuelle Dynamik der
Populationen im komplexen Konfliktfeld der heutigen Zeit wurde beleuchtet.
Referent: Dr. Frank Rau, Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz Baden‐Württemberg (AGW)