Die Plastiklüge: Warum wir uns von Einwegplastik und Pseudo-Recycling verabschieden müssen
Abfallvermeidung und Wiederverwendung als Schlüssel zur Lösung des Plastikmüllproblems
Unser aktuelles Recyclingsystem hat weder den Anstieg an Einweg-Plastikverpackungen gestoppt noch die daraus resultierenden Umweltprobleme gelöst - im Gegenteil. Wir brauchen eine radikale Änderung unseres Umgangs mit Rohstoffen: Vom Recycling zum Rückkonsum. Allein in Deutschland werden jedes Jahr mehr als 21 Millionen Tonnen Kunststoff hergestellt. Im Bereich der Verpackungen ist Deutschland sogar Europameister. Mit mehr als 223 kg Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr liegt Deutschland 20 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Allein der Verbrauch von Einwegbechern, Schalen und Tellern ist seit 1994 bis heute um mehr als 173 Prozent angestiegen. Viele dieser Verpackungen und Einwegprodukte landen als Abfall in der Umwelt. Falsch entsorgte Plastikverpackungen finden als Blow Trash oder über Flüsse den Weg in die Meere. In den Meeren, Oberflächengewässern, in Tieren und auch im Kot von Menschen wurden die Plastikteilchen schon nachgewiesen. Um den immer größer werdenden Plastikmüllbergen und der Anreicherung von Kunststoffpartikeln in der Umwelt grundsätzlich etwas entgegenzusetzen muss es ein Ende der Politik von "freiwilligen Selbstverpflichtungen" mit der Wirtschaft geben. Wir brauchen einen radikalen Politikwechsel mit einem klaren Verbot ökologisch unsinniger Einweg-Plastikverpackungen wie Produkte und eine Rückbesinnung auf Wiederverwendung (Mehrweg) und Vermeidung.
Jürgen Resch Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH)
Jürgen Resch ist seit 1988 Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). Er studierte Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz und begann seine umweltpolitische Karriere 1975 als Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Bodensee und Anfang der 80er Jahre als Vorsitzender des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben beim Bund für Umwelt- und Naturschutz e.V. (BUND). Von 1983 bis 1986 baute er parallel zum Studium beim BUND die Kampagnenabteilung auf und war Persönlicher Referent des damaligen Bundesvorsitzenden Prof. Dr. Gerhard Thielcke. 1986 kam er als Assistent des damaligen Bundesvorsitzenden Helmut Ruland zur DUH, wurde ein Jahr später Geschäftsführer und leitet seit 1988 bis heute als einer von zwei Bundesgeschäftsführern den Verein. In den 80er Jahren setzte sich Jürgen Resch erfolgreich für das Verbot von Pestiziden wie Endrin und Lindan ein. Der Schutz der Bodenseeregion, die Ausweisung bedrohter Lebensräume als Naturschutzgebiete und die Verhinderung der Seeuferverbauung waren seit 1976 Ergebnisse der damaligen ehrenamtlichen Arbeit. Bereits seit Ende der 80er Jahre sind der Schutz von Mehrwegsystemen und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft möglichst ohne Abfälle ein bis heute bestehender Arbeitsschwerpunkt. Dass heute 14.000 überwiegend kleine und mittelständische Betriebe ihre Getränke umweltfreundlich in Mehrweg abfüllen und mit dem von der DUH maßgeblich mit durchgesetzten Dosenpfand ein Vermüllen der Umwelt mit Dosen und Plastikflaschen unterbleibt, ist ein Ergebnis. Der Schutz und die Entwicklung unserer Gewässer zu lebendigen Seen und lebendigen Flüssen startete Ende der 80er Jahre und umfasst heute ein Netzwerk von über 50 Ländern auf der Erde. In den 90er Jahren kam der Einsatz für eine saubere Luft hinzu. 1998 startete Resch eine Kampagne für schwefelfreie Kraftstoffe in Deutschland und Europa und konnte erreichen, dass diese bereits 2001, und damit 13 Jahre früher als von der EU geplant, eingeführt wurden. Da die Automobilindustrie ihr Wort brach, die giftigen Dieselabgase mit serienmäßigen Partikelfiltern zu reinigen, startete Resch Ende 2002 die Kampagne "Kein Diesel ohne Filter". Drei Jahre später wurde der Dieselpartikelfilter Standard bei neuen Diesel-Pkw. Einer der wichtigsten Erfolge ist die Durchsetzung einer wirkungsvollen Luftreinhaltepolitik. Seit 2005 kämpft die DUH für Die Einrichtung von wirksamen Umweltzonen und hat bis heute alle damit verbundenen Gerichtsverfahren gewonnen. Der Grundsatzentscheid des Europäischen Gerichtshofes von 2008 bestätigt das für alle EU-Bürger einklagbare "Recht auf saubere Luft". Nachdem die Autoindustrie über viele Jahre hinweg das neben Dieselruß zweite Abgasgift NOx in gesetzwidrig hohen Konzentrationen emittiert, startete er Ende 2015 die Kampagne "Diesel-Abgase töten". Vier Monate nach Start der Kampagne sind bereits acht Automobilhersteller damit überführt, dass ihre aktuell verkauften Diesel-Pkw bis zu 25-mal höhere NOx Mengen ausstoßen als erlaubt. Seit dem offiziellen Bekanntwerden illegaler Abgasmanipulation bei Fahrzeugen des VW Konzerns in den USA trägt Jürgen Resch maßgeblich zur Aufklärung des Skandals in Deutschland bei. Mit dem von ihm 2015 ins Leben gerufene Projekt "Emissions-Kontroll-Institut" weist er nach, dass faktisch alle Hersteller nach wie vor Diesel-Fahrzeuge mit massiv erhöhtem Schadstoffausstoß auf den Markt bringen. Resch engagiert sich seit vielen Jahren international für den Erhalt der Biodiversität. Die beiden UNESCO Welterbestätten St. Lucia in Südafrika und das Okavango Delta in Botswana gehen auf seine Initiative bzw. Unterstützung mit zurück. In den letzten 15 Jahren machte Resch den ökologischen Verbraucherschutz zu einer wichtigen Säule der DUH. 2004 erkannte das Bundesverwaltungsamt die Umwelthilfe als klageberechtigten Verbraucherschutzverband an. Das Umweltbundesamt führt die DUH seit 2008 als klageberechtigte Vereinigung nach Umweltrechtsbehelfsgesetz. Jürgen Resch ist Mitbegründer der Stiftung Euronatur, des Global Nature Fund und der Bodensee-Stiftung. Zudem ist er Gründungsstifter der europäischen Expertenplattform für Mehrwegschutz und Recycling 'Reloop', Vorstand der Tropenwaldstiftung OroVerde und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Initiative Mehrweg.
Kontakt: Ann-Katrin Bohmüller Persönliche Referentin Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin Tel.: 030 2400867-12 E-Mail: bohmueller@duh.de; www.duh.de
Bild: NABU Netz Katharina Istel